Fa. Künnen kann Feuerwehr bei Bränden von Elektrofahrzeugen unterstützen

Die Zahl der Fahrzeuge mit Elektroantrieb steigt stetig an – auch im Emsland. Was passiert, wenn ein derartiges Fahrzeug in Brand gerät? Die Feuerwehren haben sich bereits auf die notwendigeLöschtaktik eingestellt. Was bisher im Emsland fehlte, war ein sogenannter Hochvolt-Container, um Autos mit brennenden Akkus in kühlendes Wasser einzutauchen. Der ADAC-Dienst und Bergungsunternehmen Künnen in Sögel stellte jetzt der Feuerwehr den für diesen Zweck neubeschafften Behälter vor. Bereits im Frühjahr 2021 hatten sich die Kreisfeuerwehrführung und die Sicherheitsbeauftragten der Feuerwehren mit dem Thema „Brennende E-Autos“ befasst. Der Referent Klaus Krebs berichtete über die ersten Erfahrungen und machte deutlich, dass die Einsatztaktiken angepasst werden müssten. Zwar ließen sich die sogenannten Hochvoltfahrzeuge mit viel Wasser löschen. Wenn allerdings die in der Regel gut geschützten Akkus vom Brand betroffen oder sogar deformiert würden, könne es wegen der starken Hitzeentwicklung gefährlich werden, da die brennenden Zellen schwer zu erreichen seien, noch längere Zeit reagierten und dabei weitere Brände verursachen könnten. Das Überstülpen von überdimensionalen Löschdecken über das brennende Auto und das Einbringen einer Löschlanze in den Akku befänden sich in der Testphase und seien nicht risikofrei. Gute Erfahrungen habe man mit Wasser gefüllten Löschcontainern zum Eintauchen der noch glühenden Fahrzeug-Akkus gemacht. Es gab bei emsländischen Feuerwehren bereits Überlegungen, einen Container zu beschaffen, wie Abschnittsleiter Gerd Köbbe bestätigte. Doch mit der Beschaffung allein sei es nicht getan. Der Behälter müsse als Abrollbehälter von einem Trägerfahrzeug zur Einsatzstelle gefahren werden, der vom Feuer betroffene E-Wagen in den Container gehoben und zu einem sicheren Abstellplatz transportiert werden, um dort noch längere Zeit auszukühlen. Zudem müsse das mit Brandresten, Ölen und Kunststoffen kontaminierte Kühlwasser fachgerecht entsorgt werden. Gerade die letzten Punkte gehören nicht mehr zu den eigentlichen Aufgaben der Feuerwehr.Jetzt kommt der Sögeler Umweltservice und ADAC-Dienst Künnen ins Spiel. Inhaber Heiko Künnen und seine Söhne Patrick und Markus, alle drei sind übrigens aktive Mitglieder der Feuerwehr Sögel, haben sich bislang unter anderem spezialisiert als Abschleppunternehmen und als Fachbetrieb zur Beseitigung von Umweltschäden zum Beispiel nach Verkehrsunfällen und Ölverschmutzungen. Neben dem Hauptstandort Sögel werden auch in Meppen, Lingen und Lohne Betriebsstellen unterhalten. Seit längerem beschäftigten sich Künnens mit dem Thema „Löschcontainer“. Einfach einen normalen Schuttcontainer abzudichten und für diesen Zweck bereitzustellen, sei keine Alternative, so Heiko Künnen. Aus rechtlichen Gründen und wegen der speziellen Ausstattung habe man den Hochvoltcontainer des spezialisierten Herstellers Ellermann erworben. Dieser Abrollbehälter (AB-HV) umfasst, so Künnen, ein Volumen von 14 Kubikmetern bei einer maximalen Füllhöhe von einem Meter. Zum Auffüllen mit Wasser sind im oberen Bereich passend für die Schläuche der Feuerwehr zwei sogenannte B-Anschlüsse und ein A-Abflussanschluss eingebaut. Das von der Firma Künnen mit Unterstützung der Feuerwehr Sögel vorgestellte Konzept stimmt nach Angaben von Kreisbrandmeister Holger Dyckhoff weitgehend mit den Vorschlägen vom Fachbeirats des Landesfeuerwehrverbandes überein. Das Konzept der Sögeler Unternehmens sieht folgendes vor: Die zuständige Feuerwehr sichert das Umfeld ab und bekämpft das Feuer mit viel Wasser. Sobald der Brand unter Kontrolle ist und festgestellt wird, dass der Akku erhitzt ist und vom Feuer in Mitleidenschaft gezogen worden ist, wird der Hochvolt- Container benötigt.Das zu kühlende Fahrzeug kann am Einsatzort über eine absenkbare Klappe in den AB-HV hineingeschoben, mit einer Seilwinde hereingezogen oder mit einem Kran hineingesetzt werden. Die Feuerwehr füllt dann den Container mit rund 5.000 bis 6.000 Liter Wasser so weit auf, dass die Akkus vollständig bedeckt sind. Die Aufgabe der Feuerwehr endet mit den Löschmaßnahmen und der Brandwache zur Sicherung des ausgebrannten Fahrzeuges, bis es von einem Fachbetrieb übernommen wird. Die Frage, von welcher Seite dann der AB-HV angefordert wird, muss wegen der Kostenübernahme noch geklärt werden. Der Kühlvorgang und die Unterbindung der Sauerstoffzufuhr soll nach den ersten Planungen an oder in der Nähe der Einsatzstelle vier bis fünf Stunden dauern. Danach saugt Firma Künnen das kontaminierte Wasser mit einem speziellen Saugtankwagen ab und transportiert den ausgebrannten Wagen im Container zu einem abgeschotteten Abstellplatz, der auf dem Betriebshof des Unternehmens bereits eingerichtet ist. Das im Saugtankwagen zuvor aufgenommen Kühlwasser wird wieder in den Container gepumpt. Der notwendige weitere Kühlvorgang kann zwei oder mehr Tage andauern. Erfahrungswerte müssen zunächst noch gesammelt werden. Das Konzept sieht weiterhin vor, dass das Wasser nach Beendigung der Kühlung wieder abgepumpt wird und bei einer dafür zugelassenen Entsorgungsstelle, die nächstgelegene ist in Melle, abgegeben wird.Auch für den Fall, dass ausgebrannte oder defekte Fahrzeuge aus Parkhäusern, in die normale Abschleppwagen höhenbedingt nicht einfahren können, geborgen werden müssen, ist Firma Künnen gerüstet. Hinter einem niedrigen Zugwagen wird ein sogenannter Scherenanhänger angekuppelt, mit dem man die Wagen nach draußen schleppen kann. Die Feuerwehrleute zeigten sich sehr angetan von dem vorgestellten Konzept. Auch Heiko Nolders von der Werkfeuerwehr der ATP-Teststrecke in Papenburg lobte die Durchgängigkeit des Konzeptes. Auf der Teststrecke würden bereits viele Elektrofahrzeuge getestet. Einen Brand habe man bisher noch nicht verzeichnet. „E-Autos brennen nicht öfter als normale PKW hieß es seitens der Feuerwehrleute, aber wenn sie brennen, müsse man gewappnet sein.

Text und Bilder: L. Brand

Ludger Rötepohl